Dem 1973 im dänischen Maglegaard geborenen Sergej Jensen sind trotz seines vergleichsweise jungen Alters schon an zahlreichen wichtigen Adressen Soloshows gewidmet wurden: 2012 im PS1 des MoMA in New York, davor unter anderem in der White Cube Gallery oder in der Münchner Pinakothek der Moderne.
Sein malerischer Ansatz erscheint auf den ersten Blick geläufig als eine Malerei ohne Farbe, „simpel“ sogar, wie Roberta Smith unlängst schrieb, eine Malerei, die immer dann am besten sei, wenn sie gerade durch die Abwesenheit von Malerei zum malerischen Ereignis werde.
Heinz Stahlhut verglich sie eher mit Texturen, mit Palimpsesten, in denen eine Schicht eine andere überschreibt. Eine kleinere Leinwand aus dem Jahr 2007, die ein fragmentiertes Tiermotiv zeigt, aufmontiert auf einer Leinwand aus dem Jahr 2003, scheint in dieser Hinsicht ein typisches Jensen-Werk zu sein. Jensen selbst scheinen solche Vergleiche eher peinlich zu berühren, er lässt sich am liebsten überhaupt nicht darauf ein, erwähnt auch die Bildgrund-Schichtungen nicht in seinen Bildtiteln, weil er, wie er sagt, den Betrachter nicht zu irgendwelchen Spekulationen einladen möchte, dass hier zwei Werkphasen zueinander in Beziehung gesetzt werden.

Damit verlässt er zugleich den Rahmen des Geläufigen. Anders als die robusten, narrativen Deutungen es unterstellen mögen, entwickelt sich in seinen Arbeiten ein geradezu schüchternes Verhältnis zur Bilderscheinung überhaupt. Als taste sich Jensen in jeder Arbeit erneut erst zu einer Möglichkeit von Bild, gemaltem Bild. Er bezeichnet sich als „chronisch unsicher“, ohne dabei affektiert zu wirken wie viele seiner Kollegen. Der Zweifel an seinem Medium wirkt authentisch und liegt auch auf der Hand. Er ist zu alt, zu bekannt, um modisch zu sein, aber er galt bislang eher als ein von außen, von Kritikern an das Medium herangetragener Verdacht. Für jenen ist es eine Bredouille, weil er es einerseits ernst meint mit der Malerei, andererseits nicht umhin kann, in ihrer Realisierung lauter verbrauchte Gesten vorzufinden. Er operiert offen an einem aussichtslosen Unterfangen und hält sich für grundsätzlich gescheitert, ohne damit zu kokettieren.

Ungern lässt er sich zitieren, denn alles kann im nächsten Moment schon wieder anders sein und dann, wie er sagt, gegen ihn verwendet werden. Einmal verhüllt er eine monochrom bemalte Leinwand mit einer anderen, ausgefransten, die er lose darüber hängt. Ein anderes Mal zeigt er nur die Rückseite einer Leinwand, durch die sich Farbe wie ein großer, farbloser Fleck durchgedrückt hat. Ein anderes Mal findet sich nur eine alte, braune Stoffbahn mit zwei roten Lappen direkt auf der Wand.
Unfreiwillig denkt man bei manchen Bildern an Robert Ryman, mit dem Unterschied, dass das vorweggenommene Scheitern bei Sergej Jensen eine Art skurrilen Humor erzeugt und jegliche heroische Attitüde der Reinheit fehlt.
Am liebsten hätte er, sagt er, dass das Bild gar nicht auf der Leinwand erscheint, sondern daneben, dort, wo es nicht hingehört. Ihn stört, dass die Rezeption von Kunst stets alles so schnell zur Kunst erklärt, was gemalt ist und erscheint. Die Leinwand andererseits einfach leer zu lassen, wurde wiederum schon zu oft versucht. Nullpunkte der Malerei lassen sich nicht beliebig wiederholen. Jensen bedient sich stattdessen des sparsamen Auftrags von Farbe, um Leere anzudeuten, auf etwas absichtsvoll Fehlendes zu verweisen. So erzeugt er wiederum jedoch auf seltsame, fast mysteriöse Art und Weise gerade das, was diese Bilder durch und durch erfüllt.