Die Sonne ist das Eigelb, das langsam in der Pfütze zerfließt. Bald wird einer der Hunde kommen und es auflecken. In ihm ist die Ewigkeit, die einem flüchtig zuwinkt, bevor sie weiterwandert hinter den Rand des Fensters, dorthin wo die Welt nicht zu Ende sein kann, wo aber doch alles ein Rätsel ist; so wie dieses Rätsel auch lauter Dinge produziert, die von dort kommen. Geräusche zum Beispiel, unklare, von näher und weiter her, träge, wie aus langer, sich hinziehender Vergangenheit; und manchmal schnell und versucht, ein Vogelkörper, ein Schwarm aus Rauschen und Schreien; Stimmen von Leuten, die du nie zu Gesicht bekommst. Und weiter entfernt ein Rattern von Rädern, alle paar Augenblicke, dann Stille, oder ein Knattern von Motoren, irgendwo und nur für den Moment. Stille.

Die Gitter der Betten stehen leicht verschoben zueinander, eine Staffelung aus Stäben wie ein langer Korridor, aus dem da und dort die vertrauten Gliedmaßen ragen. Die kleinen schlaffen, stummen Finger, ein Fuß, ein Haarschopf, manchmal zucken sie ein wenig, obwohl alles ganz ruhig ist. Es ist aber der Moment, gerade bevor das große Geschrei losgeht. Der letzte Augenblick, bevor die Schwester kommt, eine der Schwestern. Man weiß nie im Voraus, wer es diesmal sein wird. Bei manchen geht es leichter, sanfter zu, bei manchen gröber, schneller, härter. Zuerst sieht man nur den weißblauen Habit, der ihren Kopf umgibt. Er schwebt lautlos über dem Wald aus Stäben und Gliedern, und so beginnt sie ihr Werk, das augenblicklich das Geschrei anschwellen lässt. Diese hier gehört zu den Sanften. Sie lupft die Decken und wirft sie auf einen Haufen in der Ecke und entreisst den kleinen Körpern ihre warme Obhut für Kot und Urin, die Heimat ihres Schlafs, die eine nicht unangenehme Klebrigkeit, ein Nest erzeugt haben, eine Selbstumarmung. Doch diese Schwester packt die Körper nicht gleich, sie dürfen noch einen Moment entblößt liegenbleiben. Nur der Gestank beginnt aufzusteigen, und mit dem Gestank das Wimmern; so zerplatzt die Reinheit des Schlafs.

Dann erscheinen weitere Schwestern. Sie kennen keine Gnade. Die Kinderkörper werden aus ihren Betten geworfen. Schreiend oder nicht, landen sie in den Händen der nächsten Schwester und schließlich draußen in dem Betonbecken unter dem dem eisigen Wasserstrahl der Pumpe. Dort wütet wie Jeden tag die Große Mutter mit ihren bunten Eimern. Man sieht sie nur kurz, wenn sich die Tür öffnet und wieder schließt. Danach hört man nur die Schreie und manchmal das Rumsen von Köpfen oder Gliedmaßen an der Tür. Nur wer es selbst erlebt hat, weiß, was dort passiert.